über die Künstlerin

Paul Valéry pflegte zu sagen: „Manchen Menschen wurden die Füße gegeben, um zu gehen; anderen, um zu tanzen. Die letzte-ren denken nicht allzu lange nach: sie tanzen einfach.“

Wenn man Anna Filimonova fragt, warum sie eigentlich male, antwortet sie: „Weil es schön ist.“


In unserer schnelllebigen, postmodernen Welt fällt es manchmal schwer, innezuhalten, des Augenblicks gewahr zu werden, sich von Schönheit berühren zu lassen.


Die Schönheit nicht zur zu sehen, sondern sie auch wiedergeben zu können, ist eine wunderbare Gabe. Anna Filimonova hat diese Gabe, und sie hat sie in sich im Laufe der Jahre immer mehr kultiviert. Sie bemüht sich um feinste Farb- und Lichtnuancen, sei es bei einem Porträt, einem Stillleben oder einem Landschaftsbild. Wer ihre Bilder betrachtet, kann die darin eingefangene Harmonie nachempfinden. Das Verständnis von Formen und Farben, so, wie sie in der Natur vorhanden sind, die Analyse ihrer Wechselbeziehung, das Schaffen eines einheitlichen Ganzen – das ist der Weg, den die Malerin geht.


Die Arbeiten von Anna Filimonova ermitteln den Eindruck einer außergewöhnlichen Leichtigkeit und zugleich einer hoher Professionalität. Der Künstlerin fällt das Malen mit Aquarellfarben ebenso leicht wie das mit Ölfarben, und doch begeistert vor allem ihre meisterhafte Technik bei der Farb- und Formgestaltung ihrer Aquarelle Anna Filimonova erwarb ihre technischen Fertigkeiten in einem langjährigen Studium unter der Leitung von Irina Wassiljewna Balakowa, einer treuen Adeptin der russischen realistischen Malschule, die von Pawel.P. Tschistjakow in St. Petersburg gegründet und seinem Schüler Wassilij E. Sawinskij fortgeführt wurde. Diese Tradition, deren Ursprünge im

19. Jahrhundert liegen, wurde nie unterbrochen und lebt inzwischen in der fünften und sechsten Generation ihrer Schüler und deren Schüler fort.


Anna strukturiert die Zeichnung, indem sie diese in mehrere flächige Kleinsegmente aufteilt. Die Farbe ordnet sich der Zeichnung unter. Die Form wird durch den Farbton modelliert, der von den Farbebenen und vom Lichteinfall abhängt. Der Pinsel nimmt den Farbtupfer von Anfang an in voller Intensität auf, so daß die einzelnen Farbtupfer die Formen und Flächen bilden, ohne die Pinselstriche übereinander zu schichten. Da man mit dieser Methode Fehler nicht korrigieren kann (anders als bei der Ölmalerei), verlangt diese Kunst höchste Konzentration und höchstes Können. Beides hat Anna Filimonova zur Genüge.


(G.A.Ender, Malerin und Kunstwissenschaftlerin)

Aus dem russischen übersetzt und überarbeitet

Xenia Werner